Kleine Anfrage: Wasserstoffautos in der Flotte des Ordnungsamtes

31.08.22 –

Vorgang: KA/0203/IX

Der Pressemitteilung „Ökologisierung der Fahrzeugflotte im Ordnungsamt“ vom 22. August 2022 ist zu entnehmen, dass Leasing-Verträge für drei mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge unterzeichnet wurden. Nach einem „intensiven Abwägungsprozess“ habe sich das Bezirksamt laut Pressemitteilung gegen Elektro-Fahrzeuge entschieden.

Das Bezirksamt wurde um folgende Auskunft gebeten: 

  1. Welche Kriterien haben in der Abwägung eine Rolle gespielt und wie waren sie gewichtet? Wie sehen die Ergebnisse des angesprochenen Abwägungsprozesses im Detail aus?
    Auf der Grundlage des „Status Elektromobilität 2018“ (Lienkamp, München) wurden die Energieträger Benzin, Diesel, Erdgas, Strom, Wasserstoff, Biokraftstoff und eFuels gegenübergestellt. Als Referenzträger diente „Strom“. Bei strenger Betrachtung von Klimazielen und Kosten für die Beschaffung und den Energieeinsatz wären normalerweise vollelektrische Fahrzeuge mit batteriebetriebenem Elektromotor zu beschaffen gewesen. Da am Standort Große-Leege-Straße 103 (Sitz des Ordnungsamtes) keine Ladeinfrastruktur für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge vorhanden ist und diese auch kurzfristig nicht bereitgestellt werden kann, musste der ursprüngliche Plan zur Beschaffung von Elektroautos mit Batterie verworfen werden. Um dennoch den Einsatz von Elektromobilität zu erreichen, wurden Fahrzeuge mit Wasserstoffbrennstoffzellen beschafft. Auch solche Fahrzeuge sind lokal zu 100 Prozent emissionsfrei.
     
  2. In der Pressemitteilung wird hervorgehoben, dass mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge im Vergleich zu batterieelektrischen Autos eine höhere Reichweite hätten und das Tanken innerhalb weniger Minuten vollzogen sei. Zu welchen Tageszeiten sind die Fahrzeuge der Flotte des Ordnungsamtes regelmäßig unterwegs und wie viele Kilometer werden dabei durchschnittlich zurückgelegt? Wieso könnten Batterien der Fahrzeuge des Ordnungsamtes nicht über Nacht elektrisch aufgeladen werden?
    Die Fahrzeuge des Ordnungsamtes werden überwiegend zwischen 06.00 und 22.00 Uhr eingesetzt. Jedes Fahrzeug legt in den Früh- und Spätschichten jeweils bis zu 100 km zurück. Eine Batterieaufladung über Nacht ist wegen der fehlenden Ladeinfrastruktur am Standort Große-Leege-Straße 103 nicht möglich. Die Nutzung zweier in unmittelbarer Nähe vorhandener öffentlicher Ladesäulen (Bahnhofstraße) wurde aus organisatorischen und sicherheitsrelevanten Gründen, aber auch wegen einer damit verbundenen (konfliktbehafteten) Nutzungskonkurrenz, ausgeschlossen.
     
  3. Wo werden die Fahrzeuge betankt und kommt dabei so genannter „grauer Wasserstoff“ zum Einsatz, der mit Hilfe fossiler Energien erzeugt wurde?
    Die Brennstoffzellenfahrzeuge des Ordnungsamtes nutzen gegenwärtig die H2-MOBILITY-Station in der Holzmarktstraße 36-42 (Entfernung von der Große-Leege-Straße ca. 7,5 km). Zurzeit kommt „grauer“ Wasserstoff zum Einsatz. Der Betreiber H2 MOBILTY Deutschland betrachtet es als sein vorrangiges Ziel, „…sobald wie möglich nur noch grünen Wasserstoff an allen (von ihm) betriebenen Tankstellen anzubieten“. Diese Ausrichtung erfolge vor dem Hintergrund der am 08.07.2022 vom Bundesrat gebilligten Gesetzes zum beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien, was als „Grundstein für den Hochlauf einer grünen Wasserstoff-Marktwirtschaft“ in Deutschland gesehen wird.
     
  4. Wie bewertet das Bezirksamt den deutlich schlechteren Wirkungsgrad von Wasserstoffantrieben (ca. 27%) gegenüber. batterieelektrischen Antrieben (ca. 70%)? Wie passt das zur angestrebten Ökologisierung der Fahrzeugflotte?
    Eine Betrachtung des Wirkungsgrades von Wasserstoff- und Batterieantrieben fand nicht statt, weil wegen der fehlenden Ladeinfrastruktur am Standort Große-Leege-Straße 103 eine Beschaffung von Elektroautos mit Batterie zumindest vorerst ausgeschlossen ist.
     
  5. Wie bewertet das Bezirksamt den extrem hohen Energieverbrauch bei Herstellung und Transport des Wasserstoffes? Wie passt das zur angestrebten Ökologisierung der Fahrzeugflotte?
    Das Bezirksamt hat den Energieverbrauch bei Herstellung und Transport des Wasserstoffes ebenso wenig bewertet, wie die hohe CO²-Erzeugung bei der Herstellung von Batterien für Elektroautos.
     

Kategorie

Anfrage | Bürgernähe, Verwaltung, öffentliche Ordnung | Klimaschutz, Umwelt, Grünflächen | Verkehr und Mobilität